Alles kommt weg!

Klingt ähnlich wie «Alles muss raus» und irgendwie nach einem guten Angebot für Artikel, die man gebrauchen könnte. «Alles kommt weg» ist aber eher eine verzweifelte Art zu sagen, dass Artikel, die man braucht, nicht mehr vorhanden sind. Zum Arbeitsalltag gehört dazu, dass plötzlich im Putzschrank nur noch 1 Eimer von 5 und 2 Kehrbesen von 6 im Schrank stehen. Die Artikel sind heiss begehrt und finden oft den Weg zurück in den Putzschrank nicht von selbst. Als Mitarbeiter sind wir daher neben dem Alltagstätigkeiten wie Berichte schreiben, Abklärungen machen und Emails beantworten dazu aufgefordert, auf die Jagt nach Putzartikel zu gehen.

Doch nicht nur Eimer, Tacker und anderes Büro- und Putzmaterial kommt weg. Auch unsere Bewohner sind immer wieder damit konfrontiert, dass Dinge verschwinden. Regelmässig kommt ein Bewohner aufgebracht zu uns und erzählt unter wildem Gestikulieren, was mit seinem Zimmer los ist. Von verschwundenen Kleidern, Geld, Zigaretten und sogar Medikamenten ist da die Rede. Den oder die Schuldige(n) zu ermitteln ist oftmals schwierig bis unmöglich. Als Mitarbeiter ist man häufig am Ende mit seinem Latein. Denn wie findet man beispielsweise Zigaretten in einem Haus mit 30 Bewohner, die praktisch alle rauchen? Oder: sind die vermissten Medikamente wirklich gestohlen worden oder sind sie einfach verlegt, eingetauscht oder verkauft? Fragt man später nach, hat sich das Dilemma nicht selten geklärt oder der Bewohner weiss nichts mehr davon. Unsere Aufgabe als Sozialpädagoge ist es, unsere Bewohner in dieser Situation ernst zu nehmen, wo nötig zu vermitteln und zu unterstützen, aber alles auch mit dem nötigen Pragmatismus zu betrachten – in dem Wissen, dass, wo Drogen im Spiel sind, das Chaos meistens nicht sehr weit ist.